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Review zum Expertendialog

Ethik - ein unterschätzter Faktor in Transformationsprozessen?

Die von Berchtold-Consulting ins Leben gerufene Reihe Expertendialog widmete sich im Juni dem Thema Ethik.

Denkanstöße geben, zum Umdenken anregen – der Expertendialog

Der Expertendialog am 12. Juni 2014 war in zweierlei Hinsicht der Tag des Anpfiffes. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2014 startete an jenem Tag im Juni. Weniger spektakulär, aber ebenso brisant war das Thema „Ethik – ein unterschätzter Faktor in Transformationsprozessen“ in dem von Berchtold-Consulting initiiertem dritten Expertendialogs.

Im Spannungsfeld von Sozial-, Wirtschafts- und Individualethik zeigten Experten ihren teils persönlichen, praxiserprobten und auch philosophischen Blick auf die Facetten der ethischen Betrachtungsweisen im Zuge von Transformationsprozessen.

Ohne Ethik geht es nicht – Beweggründe für ein großes Thema

Die komplexe, globale Wirtschaft macht es Unternehmen zunehmend schwer, der Anzahl der Herausforderungen und den Ansprüchen aller Shareholder gerecht zu werden. Ethische, verantwortungsvolle Grundsätze und Regularien und deren überzeugende Umsetzung, können Orientierungshilfen im Konglomerat ständiger Veränderungsprozesse bieten.
Viele Top-Manager und Führungskräfte fühlen sich zunehmend fremd-bestimmt in ihren Entscheidungen. 
Eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragen als Bestandteil einer Gesamt-Unternehmensstrategie, kann - insbesondere Führungskräften - wesentliche Orientierungspunkte im erfolgreichen Bewältigen von komplexen Transformationsprozessen bieten.

Elisabeth Berchtold, die Inhaberin und Geschäftsführerin der Berchtold GmbHschilderte in ihrem Einführungsstatement des Expertendialogs eindrucksvoll ihre Beweggründe für das gewählte Thema:

„Warum das Thema Ethik? Die Welt wird immer komplexer, unüberschaubarer und schnelllebiger. Der Erwartungsdruck und die Anforderungen an Geschwindigkeit steigen kontinuierlich. Alles soll zielorientiert, möglichst schon „gestern“ und unter Berücksichtigung diverser Szenarien erledigt werden.

Wenn wir von Komplexität von Wirtschaft und Gesellschaft reden, von der daraus resultierenden Eigendynamik und dem wiederum daraus folgenden Anspruch einer permanenten Veränderungslogik zu folgen – müssen wir erkennen, dass wir häufig überfordert sind. Zu widersprüchlich sind die Gegebenheiten und Herausforderungen.

Entscheider geraten an ihre Grenzen und Organisationen in eine Endlosschleife „entmenschlichter“ Personalpolitik. Dagegen steht, dass hinter jeder Entscheidung ein oder mehrere „Funktionsträger“ stehen, die diese Entscheidung konkret als Menschen getroffen haben. An dieser Schnittstelle, wo Funktionsträger sich ihrer Menschlichkeit bewusst werden, generiert sich Ethik.

Wie nehme ich in diesen Zeiten Verantwortung wahr? Wie setze ich mich zu meinen Kontexten als Person in Beziehung? Wie finde ich eine innere Ausrichtung in meinem Denken, Fühlen und Handeln, die mich davor bewahrt, mich selber und andere zu beschädigen? Diese Fragen sind schwierig zu beantworten, andererseits verhalten wir uns im Alltag und meist unreflektiert oder „ferngesteuert“ oder dissoziiert wie im „Raumschiff“ ständig zu ihnen.

Das positive Potenzial einer in der eigenen Person mobilisierbaren Denkens und Handelns wird so einer ominösen „Macht des Faktischen“ geopfert. 
Es fehlt die Zeit zur Reflexion, zur durchdachten Konkretisierung von Ergebniserwartungen. Wir stehen immer häufiger vor einer Gemengelage aus Widersprüchen und Widrigkeiten, mit denen in scheinbar eng gesteckten Zeitfenstern umzugehen ist.

All dies führt (auch) zu einem mangelnden sozialen Abgleich, d.h. wir tauschen uns zu wenig aus. In der Team-Beratung, im Coaching und in unseren Veranstaltungen hören und beobachten wir zunehmend, dass Führungskräfte angesichts dieser Ansprüche an ihre Grenzen kommen und zwar insbesondere diejenigen, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Führungskräfte müssen Verantwortung tragen und Antworten geben, in ihren Entscheidungsprozessen sind sie jedoch zumeist einsam und auf sich gestellt. 
Entscheidungen implizieren – gerade auch bei Managern und Führungskräften – ethische Facetten. Hierfür muss mehr Raum geschaffen werden, in den Unternehmen generell und insbesondere auf den Führungsebenen. Mit diesem konstruktiven Austausch sei heute Abend begonnen“.

Entscheidungsfreiheit heißt gesellschaftliche Verantwortung

Wie es aber um die eigentliche Entscheidungsfreiheit des Menschen bestellt ist und nach welchen ethisch-moralischen Kriterien der Mensch seine Entscheidungen fällt, dazu gab Prof. Dr. med. Dr. phil. Hermann Lang, ehemals Vorstand des Instituts für Psychotherapie und medizinische Psychologie der Universität Würzburg, plausible Erklärungen.

Für ihn beruht "die Freiheit des Menschen vor allem darauf, Entscheidungen selbst in die Hand nehmen zu können. Da aber ein Zeitalter des Narzissmuses angebrochen, so gilt heute für viele Menschen vorallem als einzig wahre Richtschnur die des Erfolges."

Und um mit Kierkegaard zu sprechen „entweder Caesar oder Nichts“. Menschen, die also nicht mehr Caesar sind, weil sie Misserfolge hatten, sind gefährdet. Ist der Erfolg abhanden gekommen, schwindet auch das Glück, das bis dato aus Macht, Reichtum und Ruhm bestand. Konsequenzen sind Krankheit und Depression, von denen viele Führungskräfte, deren einziges Bestreben es ist, „how to get the number one“, betroffen sind. Professor Lang folgte dabei dem Aristotelischen Vorschlag, nach dem sich der Mensch nur in der Gemeinschaft verwirklichen kann und nur darin zu seinem Glück fände.

Lebt ein Mensch nach diesen Maximen und im Einklang mit den inneren und äußeren Werten, steigt seine Zufriedenheit und sein Glücksempfinden.

Sie gehören zusammen: Wirtschaft und Ethik

Ethik kommt dann ins Spiel, wenn Menschen handeln. Das betrifft alle Lebensbereiche, nicht zuletzt auch die Wirtschaft.

So wird schnell der Irrglaube widerlegt, dass Ethik nichts mit Wirtschaft zu tun habe. Aber: „Ethik in der Wirtschaft zu etablieren, ist schon schwierig genug.In Transformationsprozessen stößt die Ethik leider auf noch schwierigere psychologische Rahmenbedingungen,– hier seien nur die beiden Begriffe Framing und Priming genannt – um sich einen Raum zu erobern“. Als Vorsitzender des Vereins Ethik und Verantwortung in der Arbeitswelt (E-V-A) und ehemaliger Geschäftsführer von Unilever, weiß Dr. rer. nat. Hans-Jochen Gscheidmeyer, wovon er spricht, wenn es um Fragen der Ethik in der Arbeitswelt geht. Umso wichtiger sei es, dass die Führungskräfte frühzeitig ethische Fragen zulassen und thematisieren. Letztlich könnten so Schäden abgewendet oder gar vermieden werden.

Ein Blick auf die drei Schlüsseltechnologien wie Kernenergie (3 Super-Gaus, Hiroshima), Informations- und Biotechnologien (Investmentbanking, die Bioökonomie etc.) seien Beweis genug, um zu erkennen, dass eine ent-sprechende Unternehmenskultur mit einer frühzeitigen Risikobewertung auf Grundlage auch von ethischen Parametern Schäden abwenden kann und zu ausgewogeneren Bewertungen führt. Auch ist sich Dr. Gscheidmeyer sicher, „dass Innovationsprozesse bessere Aussichten auf eine erfolgreichere Ent-wicklung haben, wenn Andersdenkende gehört werden (listen to the lonely voice) und Risikobewertungen fest in einen Prozess eingeplant sind.“ Und das funktioniere eben nur im Rahmen einer werteorientierten Unternehmens-kultur.

Alles, was zählt, ist letztlich der Mensch

Maßstab aller Dinge scheint in der Wirtschaft heute das Geld zu sein, was sich als ein Trugschlusserweisen könne. Geld sei eben doch nicht alles und auch nicht daswirksamsteMotivationsargumentfür Mitarbeiter. Das bewiesen zahlreiche Studien der experimentellen Ökonomik und Verhaltensethik wie der Verhaltenspsychologie. Diese zeigten, dass Menschen sehr viel stärker durch intrinsische Motivation überzeugt würden als durch zusätzliche monetäre Anreize. Ganz im Gegenteil sogar. Diese riefen bei Mitarbeitern tatsächlich Skepsis hervor oder senkten sogar die Motivation. Eine großangelegte Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (Forschungsbericht 371, 2008) belege, dass Unternehmen deutlich zu wenig in eine motivationsfördernde Unternehmenskultur investierten und damit ein hohes Maß an Erfolgspotenzial verschenkten. „Ich bin davon überzeugt, dass eine gelebte Wertekultur in einem Unternehmen unabdingbar ist für einen dauerhaften Erfolg. Und zwar nicht als pures Mittel im Dienst der Wirtschaft, sondern als Bestandteil eines werteorientierten Arbeitslebens“ so Dr. Gscheidmeyer, der ferner der Meinung ist, dass sich die Langlebigkeit von Unternehmen eben nicht durch kurzfristige Gewinnmaximierung erreichen ließe. In Zukunft müsse es demnach mehr darum gehen, Augenmaß herzustellen durch mehr Augenhöhe unter allen für den Unternehmenserfolg unmittelbar wichtigen Menschen.

Zu den Folgen einer Unternehmenskultur, die unethisches Verhalten zum Maßstab hat, zählen neben dem Reputationsverlust und finanziellem Schaden die gesundheitlichen Probleme von Mitarbeitern und der Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit, nicht zuletzt bei den Verbrauchern und Kunden.

Gesundheit als Wirtschaftsfaktor

Dr. med. Wolfram Franke, ärztlicher Direktor und leitender Arzt mehrerer Kliniken in den Bereichen Neurologie und Psychiatrie, selbst als Arzt und als Führungskraft in Transformationsprozesse involviert, sieht in Prävention und Dialog den Kern für Lösungsansätze.
„Die Transformation hat erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Tätigkeitsfelder ändern sich und Menschen sind mit Arbeiten betraut, die kein soziales Miteinander ermöglichen. Sie sind ausgelegt auf Rendite und Speed und lassen keine Identifikation mit einem Unternehmen mehr zu.

Die Reduktion von menschlicher Arbeit auf Kennzahlen führt langfristig in die falsche Richtung. Das Burn-Out Syndrom ist Ausdruck eines völligen Erschöpfungszustandes, der einen Wiedereintritt in das Arbeitsleben in der Regel ausschließt. 

SGäste Expertendialogomit avanciert Gesundheit zu einem Wirtschaftsfaktor mit sozialpolitischer Relevanz. Oberstes Management und Führungskräfte – selbst Betroffene dieser Umstände – haben dennoch die Verpflichtung Transformationsprozesse aktiv und mit ethischen Grundsätzen zu gestalten. Wir brauchen eine Ethik der Transformation mit Konzepten für ältere Mitarbeiter, für Migranten, für Führungskräfte, eigentlich für alle Arbeitnehmer. Das Spektrum ist groß: Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann durch persönliches Coaching und durch Beratung für eine Verbesserung der Work-Life-Balance sorgen und damit auch präventiv wirken. Unternehmen müssen Raum schaffen für Reflexion und Dialog. Zahlreiche Anfänge sind gemacht. Werden diese fortgesetzt und ausgebaut, sind wir auf einem guten Weg“.

Hier setzt Berchtold-Consulting an und entwickelte speziell für Führungskräfte gezielte Angebote (www.berchtold-consulting.com). Zum Thema Ethik entstand der Round Table Ethik.


Raum für Austausch: „Round Table - Ethik“

Ein Inhouse Angebot für Führungskräfte

Eine Unternehmenskultur zu schaffen, die ethisches Verhalten zu einem Grundprinzip erhebt, bedarf eines Umdenkprozesses, den es zunächst einmal zu initiierten gilt. Führungskräften kommt dabei, kurz-, mittel- und langfristig, eine dreifache Aufgabe zu, nämlich

  • ethische Prinzipien im Unternehmen zu etablieren,
  • sie vorzuleben und
  • den Prozess der Umsetzung permanent zu begleiten.

Berchtold-Consulting bietet mit der Veranstaltungsreihe „Round Table Ethik“, einem Inhouse Angebot für Führungskräfte, Unterstützung bei der Bewältigung von Transformationsprozessen an. Die Round Table Gespräche bieten Entscheidungsträgern in Unternehmen und Organisationen einen angemessenen Reflexionsrahmen, um sich wesentlichen Fragestellungen widmen zu können. Diese lösungs- und ressourcenorientierten Veranstaltungen zu ethischen Aspekten im Führungsalltag sind eine ideale Plattform für Entscheidungsträger, um der systemimmanenten Einsamkeit entgegenzuwirken und erfolgversprechende Veränderungsprozesse einzuleiten.

Wie?!

Im 4-wöchentlichen Rhythmus findet ein jeweils halbtägiger moderierter Austausch zu wechselnden Themen und Fragen mit direktem Bezug zum wirtschaftlichen Kontext statt. Je nach thematischem Schwerpunkt werden Experten hinzugezogen, die je nach Anforderung einen Input liefern.

Berchtold-Consulting

Die Berchtold GmbH, seit mehr als 20 Jahren am Markt, begleitet Entwicklungs- und Transformationsprozesse in Unternehmen. Design und Umsetzung von komplexen Change-Prozessen zählen zur Kernkompetenz des Beratungsunternehmens. Im Fokus steht die Unterstützung von Führungskräften bei der persönlichen und professionellen Weiterentwicklung. Die Angebote von Berchtold-Consulting sind praxiserprobt, die Erfolge nachgewiesen. Vor diesem Hintergrund gehört zum Gesamtkonzept und Leistungsspektrum auch die Aus- und Weiterbildung von Beratern. Die Resonanz ist seit Jahren positiv. Kontinuierliche Evaluation und Aktualisierung der Angebote ist ein wichtiges Qualitätskriterium bei Berchtold-Consulting.

Zum Kundenkreis zählen sowohl Behörden und diverse Organisationen als auch DAX Unternehmen. Gemäß des Mottos „Giovanni nimm dich nicht so wichtig, aber wichtig genug“ agiert das Beraterteam professionell zurückhaltend, stets ressourcen- und lösungsorientiert sowie strategisch fokussiert. Das Unternehmen arbeitet auf nationaler und internationaler Ebene.

Für Anfragen, weitere Informationen und Angebote:
T: +49 221 92292555, E-Mail: office@berchtold-consulting.de
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